U12 und U10: „Ich bin stolz auf euch!“

Es kam alles Schlag auf Schlag, als die Corona-Pandemie aus dem Nichts den gesamten Sport lahm legte. Vergleichsweise mit anderen Sportverbänden reagierte der ÖFBV recht früh und brach alle Ligen mit sofortiger Wirkung ab – ohne Meister versteht sich. Besonders bitter war dieser Moment für die beiden jüngsten Jahrgänge des KAC Floorball, denen der Titel quasi nicht mehr zu nehmen war. Wir haben uns mit U10-Coach Oliver Pucher getroffen, der die außergewöhnliche Saison der jungen Rotjacken Revue passieren lassen möchte.

Was bleibt für dich in Erinnerung, wenn du auf die abgelaufene Saison
zurückblickst?

Oliver Pucher: Am meisten wird mir sicherlich die Trainingseinstellung der Kids in Erinnerung bleiben. Hannes Jurkowitsch und ich haben uns vor und während der Saison viele Gedanken über die Trainingsgestaltung gemacht. Wir hatten heuer das erste Mal die ganze Halle für das U10- bzw. U12-Training zur Verfügung und konnten somit ein abwechslungsreiches Training anbieten. Manchmal wurde intensiv am Passspiel gearbeitet, manchmal wurde nur der Abschluss trainiert und dann gab es wieder Trainings, in denen nur gespielt wurde. Bei jedem Training gab es außerdem auch Übungen ohne Schläger und Ball, um die Koordination und Fitness zu verbessern.

Wie sind diese Trainings bei den Spielern angekommen?

Oliver Pucher: Man kann sich als Trainer noch so viele Gedanken über ein Jugendtraining machen wie man will, am Ende ist es immer davon abhängig, wie die Kinder das Training annehmen und mitziehen. Es waren sehr oft Übungen dabei, die den Kids sicher nicht so viel Spaß gemacht haben, aber auch diese Einheiten haben sie mit hundertprozentigem Einsatz gemeistert. Zum Ende der früh beendeten Saison hin haben wir sogar schon Übungen eingebaut, die wir auch beim Nationalteam (Anm.: Pucher ist auch Co-Trainer der Herren-Nationalmannschaft) mit im Programm haben.

Das hört sich eigentlich nach harter Arbeit und wenig Spaß an.

Oliver Pucher: Ich finde, das eine schließt das andere nicht aus. Man kann im Training hart arbeiten und dabei trotzdem Spaß haben. Natürlich gibt es auch Übungen, in denen der Spaßfaktor ziemlich gering ist. Aber wir Trainer sprechen da aus Erfahrung, mussten da als Spieler seinerzeit auch durch. Das Ziel, welches wir verfolgen, ist, die Kinder zu fördern, aber auch zu fordern. Teilweise waren daher sogar mit drei Trainer gleichzeitig anwesend, um mit jedem Spieler speziell an seinen Schwächen und auch Stärken zu arbeiten.

Auch einige Spieler aus der Kampfmannschaft haben heuer immer wieder mal beim Training vorbeigeschaut. Gibt das den Jungs noch einmal zusätzliche Motivation?

Oliver Pucher: Total! Wenn ein Martin Krametter, Peter Mack oder Philipp Horn vorbeischauen, geben die Kids ganz besonders Gas. Diese Spieler sind für sie Vorbilder, daher sind sie auch voll motiviert, sich in deren Anwesenheit von ihrer besten Seite zu zeigen. Das passte auch gut in unser heuriges Konzept, in dem wir vermehrt auf die Disziplin der Kinder geachtet haben.

Wie beurteilst du die Leistungen in der Meisterschaft?

Oliver Pucher: Das ist nicht schwer zu beantworten: Überragend! Die U10 hat die Liga dominiert wie noch nie zuvor, schloss die Saison mit 16 Siegen aus 16 Spielen und einem Torverhältnis von 137:6 ab. Vor allem die Art und Weise, wie viele Tore gefallen sind, hat mein Trainerherz aber oft nochmal höher schlagen lassen: Teilweise wurden Tore nach vier aufeinanderfolgenden Direktpässen erzielt, was in diesem Alter in Österreich keine Selbstverständlichkeit darstellt. Die Gegner waren mit diesem Kombinationsspiel schlichtweg überfordert, und somit konnten auch einige hohe Siege eingefahren werden.

Und bei der U12?

Oliver Pucher: Ich selbst kann da nicht so genau urteilen, da ich Hannes (Jurkowitsch, Anm.) nur am dritten Spieltag vertreten habe. Da aber auch mein älterer Sohn in dieser Mannschaft spielt, habe ich natürlich von der Tribüne aus mitgefiebert. Dabei ist mir vor aufgefallen, dass sich die Spieler der Jahrgänge 2008 und 2009 heuer mental extrem weiterentwickelt haben. Vor allem in den Duellen mit dem VSV, gegen den man heuer nach vier sieglosen Jahren erstmals gewinnen konnte, ist mir das sofort ins Auge gestochen. Manchmal kam es mir wie eine „mentale Blockade“ vor, dass die Roten einfach Angst vor der Dominanz der Blauen hatten. Heuer wurden alle drei Spiele gegen den Erzrivalen gewonnen, was für sich spricht. Kampf, Wille und Kaltschnäuzigkeit – das sind drei Eigenschaften, die ich in dieser Ausprägung heuer zum ersten Mal bei dieser Mannschaft gesehen habe.

Wie siehst du selbst die Situation, dass heuer keine Meistertitel vergeben werden?

Oliver Pucher: Ich bin mir sicher, dass es für den Verband sehr schwierig war, schnell eine für alle gerechte Lösung zu finden. Wenn es um die Gesundheit geht, wird der Sport schnell zur Nebensache, von da her war die Lösung, alle Ligen mit sofortiger Wirkung und ohne neuen Meister abzubrechen, auch die einzig vernünftige. Trotzdem wäre es schön gewesen, in den Altersklassen U10 und U12 einen Meister zu küren, da beide Teams alle Spiele gewinnen konnten und ihnen der Titel de facto nicht mehr zu nehmen war. Formal wäre dies möglich gewesen, da man mit der Teilnahme an zumindest drei Spieltagen in die Wertung um die Meisterschaft gekommen wäre, welche beide Teams absolviert haben.

Und aus sportlicher Sicht?

Oliver Pucher: Wäre es auch möglich gewesen. Der Abstand in der Tabelle zwischen Erst- und Zweitplatziertem war jeweils enorm groß. Daher finde ich es auch etwas schade, dass die Kids für ihre tollen Leistungen nicht belohnt werden, denn den Titel „Meister der Herzen“ gibt es nun mal nicht, geschweige denn wird dieser mit einer Medaille belohnt. Da wir möglichst viele Kinder in einem Sportgymnasium unterbringen möchten, bei denen neben der Absolvierung einer Aufnahmeprüfung auch sportliche Erfolge wiegen, ist das natürlich umso bitterer für uns. Auch der Sportlerehrung des Landes Kärnten wird man heuer – sofern sie überhaupt stattfindet – nicht beiwohnen können, obwohl diese dem Verein vermutlich eine gute Plattform zur Sponsorensuche ermöglicht hätte.

Da du dies deinen Jungs so schnell wohl nicht persönlich mitteilen kannst: Hast du noch ein paar Worte an sie?

Oliver Pucher: Wir Trainer wissen genau, was ihr heuer für die U10 bzw. U12 des KAC Floorball geleistet habt. Auf diesem Wege möchte ich noch einmal betonen, wie stolz wir auf euch sind – auf jeden einzelnen von euch!

Danke für das Interview!